Am 19. September 2016 hielt ich bei der Kreismitgliederversammlung des Kreisverbands Frankfurt am Main der Partei DIE LINKE eine dreimütige Rede, die auf große Zustimmung (Beifall) stieß. Nachfolgend könnt Ihr den Redetext (Skript) in leicht abgeänderter Form lesen: Der konkretere Bezug auf VorrednerInnen und geringfügige Abänderungen der gehaltenen Rede habe ich im Skript nicht nachträglich eingearbeitet. Das Skript gibt folglich den Sinn, aber nicht den genauen Wortlaut der Rede wieder:
Rede zur möglichen Beteiligung der Partei DIE LINKE an einer rot-rot-grünen oder rot-grün-roten Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2017

Wir haben schon diskutiert, dass die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten Rechtsextreme (Faschisten) beflügeln wird. Anstrengungen im Kampf gegen den Rechtsextremismus dürfen deshalb nicht weniger werden, sondern sollten verstärkt werden. Ich glaube, hier besteht bei uns allen Konsens.
Viele sind der Meinung, die Krise des Neoliberalismus gilt als eine Ursache oder vielmehr Nährboden des Aufstiegs der AfD – jene mit zunehmender Faschistierungstendenz.
Wenn wir aber meinen sollten, eine rot-rot-grüne oder eine rot-grün-rote Koalition wäre die pauschale Lösung, um den Aufstieg der AfD* einzuhegen, dem Erstarken des Faschismus zu begegnen, werden wir einen folgenschweren Irrtum unterliegen: SPD und Grüne sind nach wie vor neoliberale Parteien. Dass sie sich in einem Bundestagswahlkampf einen linken Anstrich geben (links blinken, rechts abbiegen – ihr wisst schon), heißt nicht, dass sie vom Neoliberalismus abschwören. Eine etwaige rot-rot-grüne Bundesregierung wird zur Falle, wenn sie unsere Wähler nur ein klein wenig enttäuscht. Das würden dann die Faschisten in der AfD erbarmungslos ausnutzen. Das hätte zwei sehr schwerwiegende Folgen: Der Zulauf zur AfD wird größer und die Faschistierung der AfD dürfte sich beschleunigen, kann sie doch mit Pseudolinken Parolen in zukünftigen Wahlkämpfen punkten.
Vergesst nicht, Trump wurde von Arbeitern gewählt; von den Verlierern, der Mehrheit in den USA, mit einer Wut, die sich gegen das gesamte politische Establishment richtet. Wir Linke dürfen niemals zum politischen Establisment zugeordnet werden. Passiert dies, haben die Faschisten fast schon freien Durchmarsch. Und Das wollen wir alle nicht.
Wir bleiben als LINKE Partei glaubwürdig, wenn wir uns vor und bei einer rot-rot-grünen Koalition auf Bundesebene für 2017 über Haltelinien absichern – damit meine ich, dass wir uns auch über Mindestbedingungen (-forderungen) gemeinsam verständigen. Das sind wir den Erwartungshaltungen unserer Wähler und uns selbst schuldig. Dies hieße auch das Risiko zu minimieren, dass die Rassisten und Faschisten in der AfD von unserer möglichen Regierungsbeteiligung im Fall der Fälle von uns profitieren würden.
Danke für Eure Aufmerksamkeit. Auf einen erfolgreichen Bundestagswahlkampf 2017!
Frankfurt am Main, aufgezeichnet im November 2016
Bernhard Schülke
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*Erläuterung: Das voraussehbare NPD-Verbot dürfte den Charakter der AfD als rechtsradikales Sammlungsbecken 2017 weiter verstärken.