Hingehen, Ready to Take off: Schrankwand-Sonate – eine AbdruckX-Ausstellung ( bis zum 25. Juni 2017)

Öffnungszeiten der Austellung:
. Sonntag, 18. Juni 16:00 bis 20:00 Uhr
. Freitag, 23. Juni 18:00 bis 22:00 Uhr
. Samstag, 24. Juni 18:00 bis 22:00 Uhr
. Sonntag, 25. Juni 16:00 bis 20:00 Uhr

Austellungsort:
Frankfurt am Main, Stadtteil Fechenheim, Dieburger Str. 36 (hinteres Hofende: Halle 3 – Anfahrt)

Das Ganze ist ein Projekt des Künstlerkollektivs AbdruckX. Hinter AbdruckX stecken die drei Künstler Feuchter, Hüllenberg und Böffgen (Update und Kritik, 2023-12-23 : Link zu Hans Peter Böffgens Webseite funktioniert nicht mehr; hilfsweise Link zu einer Archivierung bei web.archive.org gesetzt. Kritik: Insgesamt hätten die Webseiten allesamt inzwischen auf secure-http, also “https” umgestellt werden müssen.).

Begibt man sich in die Ausstellung, findet man im allerersten Raum ein Klavier. Es ist ein Klavier der Firma R. Hupfer & Comp. Jenes Klavier setzt einen Anker zur Vergangenheit der Ausstellungsräume, die zur Zeit ungenutzt sind und von AbdruckX genutzt werden dürfen. 

Die zuvor leeren Räume enthalten die Geschichte des Familienunternehmens Hupfer. Auf der Webseite von AufdruckX heißt es:

Die Halle 3 steht in Frankfurt-Fechenheim in der Dieburger Strasse 36, ist Eigentum der Firma Hupfer. Dort wurden Möbel verkauft. Heute nicht mehr. Die Firma Hupfer baute früher im Osten Deutschlands Klaviere, Flügel.

Sie wurden in viele Länder verkauft.  Einer der Flügel stand in den 30er Jahren in einer Grundschule in Tosu, Japan.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges spielten junge Kamikaze-Piloten vor ihrem letzten Flug Beethoven´s Mondscheinsonate  auf diesem Flügel. Die Geschichte wurde in Japan verfilmt.

Nach dem 2. Weltkrieg Enteignung der Firma in Zeitz durch die Kommunisten. Der Besitzer eröffnete später im kapitalistischen Westen in Frankfurt-Fechenheim eine Möbelfirma.

Soweit der historische Hintergrund. Feuchter führt aus, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Flügel einen Bedeutungswechsel erfahren hat. Jetzt spielen keine Kamikaze-Piloten mehr, jetzt spielen Nachwuchspianisten auf dem Flügel in Tosu.

Die Ausstellung hat die Absicht zu vernetzen, zu verbinden.

Alle* Kunstwerke sind Gemeinschaftsarbeiten des Kollektivs. Aber nicht alle. Es gibt drei Räume, die aufgeteilt sind, pro Künstler ein Raum. In diesen Räume geben sich die Künstler die Freiheit, auch Material von Außerhalb der Fabrikationsanlage zu nutzen. In allen anderen Räumen herrscht striktes Nutzungsgebot. Die Künstler nutzen nur Material aus den “Fabrikräumen”. Die Kunstobjekte sind so alle mit der Vergangenheit der Räume verbunden. Ich finde, das ist ein spannendes Vorhaben.

* Die nachfolgende Auflistung ist unvollständig.

Zunächst die Gemeinschaftsarbeiten

Ganz deutlich wird es dies beim engelsgleich und zugleich raubtierhaft Flügel bekommenden Flügel, eine Synthese zwischen Vergangenheit, dem begrenzten Material der Fabrikräume und den gestalterischen Vorstellungen der Künstler:

Selbst die Fenster wurden in die Kunst integriert. Auch hier wird das Fliegen-Motiv der Kamikaze-Flieger deutlich:

Das Ganze hat eine politische Komponente:

Ein etwas unscharf geradenes Bild (dem dunklen Raum geschuldet, kein Blitzlicht), Integration von Katalog- oder Prospektresten:

Eine raumeinbeziehende Plastik, die tatsächlich den ganzen Raum umfasst, zusammengestellt aus den Überbleibseln der Verkaufsräume. Was sie darstellt, das Motiv, kann man nur unschwer erahnen, oder?

Die Auflösung, die Plastik in vollem Umfang:

 

Künstlerräume (alphabetische Reihenfolge)

– Böffgen –

Der Künstler hat einen persönlichen, familiären Bezug zum Fliegen und dessen Gefährlichkeit. Das spielt bei seiner Kunst eine deutliche Rolle:

und

und

 

– Feuchter –

Bei Feuchter hat alles einen deutlich kulturell japanozentrierten Charakter:

und

Stand hier ein Tempel als Motiv Pate? Foto am Boden: Der junge Joseph Beuys als Flieger.

Der Raum stellt ein japanisches Hotel für zwei Personen dar.  Dazu gehört, was sonst, eine echte Küche dazu:

Es ist vieles (alles?) ritualisiert, so der Künstler im Gespräch mit mir – erkennbar an den Teelichtern und der Konfiguration des Raumes.

Ein Schnappschuss: Zwei Ausstellungsbesucher ließen sich in das Kunstwerk – jetzt eine Performance mit Kochen, Bewirten und Speisen – integrieren (ohne sich dessen allzu bewußt zu sein, wie man sieht):

Eine der Gäste des Zweipersonenhotels wollte auf dem Foto nicht zu erkennen sein. Wir verständigten uns auf das Verpixeln der Gesichter.

Ich meine, dass zwei Darsteller einer Performance schon damit leben müssen, quasi als öffentliche Darsteller, Schauspieler, abgelichtet zu werden. Verpixeln wäre in dieser Situation ein Widerspruch in sich. Andererseits haben Hotelgäste, fuhr ich weiter fort, einen Anspruch auf Privatheit, was dem zuvor gesagten entgegensteht!
 

– Hüllenberg –

Bei Hüllenbergs Raum spricht alles für eine klassische Fotoausstellung. An der Wand sind ein paar – für Kenner – kubistische Leckerlie versteckt. Vielleicht erkennt man sie beim Anschauen (in der Ausstellung).

und

Dieses Objekt ist nicht kubistisch:

 

Gast-Künstler am Samstagabend

– Chenchanna (Projektionista) –

Bei Soundcloud sind ihre Musikstücke nachhörbar.

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